Jugendliche absolvieren Praktikum bei der Firma AKS Automotive / „Sie wollen arbeiten und beschäftigt werden“
Von Antje Bismark / HAZ - Anzeiger Burgdorf vom 10.03.2017

Burgdorf. Noch schauen Helle Lainemäl und Mirko Tuisk dem Werkstattmeister Axel Reimann über die Schulter, in den nächsten Tagen aber sollen die beiden estnischen Schüler selbst erste Handgriffe bei der Firma AKS Automotive erledigen.

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Helle Lainemäl und Mirko Tuisk (Bild links) arbeiten für vier Wochen als Praktikanten bei der Firma AKS Automotive.

Seit dieser Woche absolviert das Duo ein Praktikum bei dem Unternehmen an der Wollenweberstraße. „Wir organisieren regelmäßig diesen Austausch“, sagt Andrea de Parade von den Berufsbildenden Schulen (BBS). Nach ihren Angaben hatten sich im Februar sechs litauische Auszubildende aus dem Bereich Spedition und Logistik über das Duale System informiert, nun sind es Helle und Mirko mit einem weiteren Azubi bei Regiobus und zwei Lehrern. „Für die Jugendlichen ist unser System ganz unbekannt“, weiß de Parade aus den Gesprächen. So laufe die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker in Estland ausschließlich in der Schule, bis auf ein mehrwöchiges Praktikum in jedem Schuljahr.

„Für die Jugendlichen ist es das Größte, hier in Deutschland zu arbeiten und Autos zu reparieren“, berichtet de Parade. Und: „Sie lieben es, in ihrer Freizeit mit schnellen Autos auf Autobahnen ohne Tempolimit zu fahren“, hat sie beobachtet. Den Unterschied zu heimischen Werkstätten hat Helle indes bereits nach wenigen Tagen ausgemacht. „Wir setzen bei uns die Teile wie Bremsen oder Auspuff öfter instand“, erklärt sie auf Englisch. Dass ganze Komponenten ausgetauscht werden wie bei AKS Automotive, lerne sie jetzt kennen.

Nachwuchsarbeit ist Konzept

Für das Unternehmen gehört die Nachwuchsarbeit zum Konzept, wie Petra Kriesten, zuständig für Marketing und Personal, sagt. So bilde AKS in jedem Jahr vier künftige Karosseriebauer und bis zu drei Lackierer aus. Für sie sei der Kontakt zu den jungen Menschen gut, weil sie sich dann über die Ausbildung und Arbeit in anderen Ländern informieren könne.

Noch verhalten verlaufen die Gespräche mit den jungen Leuten an den ersten Tagen, an denen die Esten unter der Regie von Kriesten und Reimann die Werkstatthallen mit Hebebühnen, Werkzeugen, Wänden voller Farben und die Lackiererei erkunden. Schon bald aber, sagt der Meister, würden die Jugendlichen mit kleinen Aufgaben wie dem Prüfen von Luftdruck und Licht oder dem Begleiten von Inspektionen betraut. „Sie wollen arbeiten und beschäftigt werden“, sagt er. Diese Einschätzung teilt auch Kriesten. „Beide schauen sich alles genau an“, urteilt sie über ihre Praktikanten.

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Gruppenbild mit Lastwagen: Die estnischen Schüler und ihre Lehrer sowie Andrea de Parade (links) und Petra Kriesten.

Fotos: BBS Burgdorf