Abitur statt Ausbildung – diesen Trend verzeichnen auch die Berufsbildenden Schulen in Burgdorf. „Allein in unseren beiden beruflichen Gymnasien lernen gut 450 Schüler“, sagt Schulleiter Gerhard Klaus. Wegen der großen Nachfrage starte der nächste elfte Jahrgang mit acht statt sieben Klassen: drei im Bereich Technik und fünf im Bereich Wirtschaft.

Klaus nennt mehrere Gründe für die Tendenz, dass Jugendliche später ins Berufsleben einsteigen. So hörten er und seine Kollegen immer wieder den Satz: „Mein Kind soll Abitur machen.“ Andere Familien entschieden sich für eine Vollzeitschule, ehe dann die duale Ausbildung beginne. „Vielen Schülern fehlt die berufliche Orientierung“, sagt Klaus aus Erfahrung. Darauf reagierten die BBS seit geraumer Zeit mit verstärkten Informationen in den allgemeinbildenden Schulen und mit Praktikumstagen, bei denen die Neunt- oder Zehntklässler die unterschiedlichen Bereiche kennenlernen können. Er sieht zudem die allgemeinbildenden Gymnasien in der Pflicht: „Allein 12 Prozent unserer Speditionskaufleute haben Abitur. Aber sie haben an ihren Schulen nichts oder nur wenig über den Beruf gelernt“, nennt er ein Beispiel.

VON ANTJE BISMARK - Anzeiger Burgdorf vom 17. April 2015