Von Sandra Köhler HAZ - Anzeiger Burgdorf vom 26.02.2018

Burgdorf. Bionik bedeutet, von der Natur zu lernen. Ob Produktoptimierungen oder umweltverträgliche und nachhaltige Neuentwicklungen: Für die Wirtschaft sind

die Ergebnisse der fachübergreifenden Zusammenarbeit von Biologie und Technik gewinnversprechend. Auch in Schulen gewinnt das Fach an Bedeutung. Die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Burgdorf nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein.

Auf Betreiben von Lehrerin Kerstin Kuhlmann haben die Beruflichen Gymnasien Wirtschaft und Technik an der BBS Bionik seit 2016 als Lernschwerpunkt für die Jahrgänge elf bis 13 aufgenommen. Die BBS, unterstützt und gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, entwickelt aus dieser Praxis heraus Unterrichtsmodelle, die bundesweit Schulen zugute kommen sollen.

Bionikworkshops, Projekttage, Lehrerfortbildungen und Unterrichtsstunden können damit ohne wochenlanges Einarbeiten der Lehrer in die Thematik in den Fächern Biologie, Technik, Physik und sogar im Fach Religion gehalten werden und sind außerdem an die entsprechenden Lehrpläne angepasst. All das entsteht im Rahmen des Pilotprojektes Bionik in der beruflichen Bildung, bei dem die BBS mit der Bionik-Forschungsgemeinschaft BIOKON und der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Denkfabrik Green Economy Academy (GEA) in Frankfurt zusammenarbeitet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das Projekt mit einem Betrag von rund 330.000 Euro.

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                                                                                                         Foto: privat
Maurice Dannenberg, Claas Fricke und Nils Lemme untersuchen Optimierungsmöglichkeiten von Dübeln am Beispiel der Zecke.

„Wir fanden das Thema interessant und passend für unsere Schule“, sagt Kuhlmann, die den Kontakt zu BIOKON knüpfte. Auf diese Weise wolle die BBS künftigen Berufsanfängern systemisches Denken und den Nachhaltigkeitsgedanken nahebringen sowie Begeisterung für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Bionik wecken. „Das passt nicht nur bei den Technikern, sondern auch im Bereich Wirtschaft, wo wir es im Marketing ansiedeln.“ Annähernd 150 BBS-Schüler kamen bereits

in den Genuss von Projekttagen und Unterrichtsstunden. Auch bei einem Workshop mit dem für Airbus tätigen Bioniker Markus Hollermann haben Schüler mitgemacht.

Ein Besuch der Hochschule Bremen, die Bionik als internationalen Bachelor- und Masterstudiengang anbietet, sowie Messebesuche standen ebenfalls schon auf dem Stundenplan. Eine Ausweitung des Lernschwerpunktes Bionik auf den Bereich Kraftfahrzeugtechnik, in dem die BBS in der Region Hannover führend ist, ist laut Kuhlmann ebenfalls geplant. Schließlich bietet die BBS Kooperationen mit der Forscherklasse des allgemeinbildenden Gymnasiums in Burgdorf sowie mit der Astrid-Lindgren-Grundschule an.

330 000 Euro beträgt die Summe, mit der die Bundesstifung Umwelt das Bionik-Pilotprojekt an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Burgdorf fördert.

Projekttage machen Bionik hautnah erfahrbar

Praxis ist angesagt für die Schüler der elften Klassen der Beruflichen Gymnasien Wirtschaft und Technik bei den am heutigen Freitag beginnenden Bionik-Projekttagen. Wie lassen sich Produkte anhand von Vorbildern aus der Natur verbessern? „Die Schüler erhalten nach einer Einführung fünf Gegenstände: Tasse, Regenschirm, Shampooflasche, Kleiderhaken und Stuhl“, sagt Lehrerin Kerstin Kuhlmann, die die Aktion mit einem Schülerteam vorbereitet hat. „Die sollen sie genau untersuchen und schauen, was ihnen bei der Handhabung und in puncto Nachhaltigkeit gut gefällt. Und was noch verbesserungswürdig ist.“ Dabei sollen die Schüler nicht nur die Bionik einbeziehen, sondern möglichst disziplinübergreifend denken. So könnte sich die Herstellung eines verbesserten Produktes wegen benötigter Spezialmaschinen verteuern – ein unerwünschter Effekt, der sich mit Hilfe von Kooperationen auflösen ließe. Am Mittwoch, 31. Januar, präsentieren die Schüler dann schließlich ihre Arbeitsergebnisse. ks