Internationale Aktivitäten

Studienfahrt der Technikerklasse FSM23A nach Morawa in Polen

Die Reisegruppe bestand in diesem Jahr aus einer Schülerin, acht Schülern und zwei
Lehrkräften, Frau Achmus und Herrn Schulze. Wie jedes Jahr umfasste der Plan für die Reise
wieder viele unterschiedliche Aktionen, die das Erleben von Kultur, Geschichte, Politik, Technik
und Natur ermöglichen sollten. Ergänzt wurde die Fahrt durch ein Seminar zur Entwicklung
der Unterweisungsentwürfe für die anstehende Ausbildereignungsprüfung der angehenden
Technikerin und der Techniker. Schon am Tag der Anreise, am 11. März, wurde nicht nur das
Schloss Morawa besichtigt und die Zimmer bezogen, nach einem gemeinsamen Essen wurde
auch gleich mit dem Seminar begonnen. Hierfür nutzen wir einen Seminarraum inklusiver
technischer Ausstattung.

 
Am Dienstag stand im Anschluss an die Fortsetzung des Seminars die Besichtigung der Firma
Ronal auf dem Programm.

 
Ronal stellt Felgen für unterschiedliche Autohersteller her. Zunächst erhielten wir einen
Einblick in die Firmengeschichte und wurden anschließend durch die Produktionshalle geführt.
Beeindruckend war die optimierte Produktionslinie, die ausgehend vom Rohmaterial Aluminium
bis zur fertigen Felge in einer Einbahnstraße angelegt ist. Dabei wurde uns gezeigt, wie das
Rohmaterial Aluminium mit dem Gabelstapler in den heißen Ofen eingefüllt wird und das
flüssige Aluminium zu einem Rohling gegossen wird. Im Anschluss an das Gießen wird die Felge
im Wasserbad abgekühlt und zur weiteren Verarbeitung zu den unterschiedlichen Stationen
mittels Fließband befördert. Zu den Stationen der Produktionslinie gehören das Röntgen
der Felge, Dichtigkeitsprüfung, Unwuchttest, Entgraten per Hand, Waschen, Lackieren,
Polieren und die Endkontrolle. Dazu muss man erwähnen, dass, wenn ein Mangel an der Felge
bemerkt wird, die Felge nicht entsorgt, sondern wieder eingeschmolzen wird, um Ressourcen
zu sparen. Dies geschieht auch, wenn die Felge bei der Endkontrolle einen Fehler aufweist.
Die Qualitätskontrolle wird durchgängig an allen Produktionsstationen zu 100% durchgeführt,
zusätzlich werden Materialprüfungen im Labor durchgeführt und dokumentiert, damit die
Qualitätsprotokolle an die Kunden gesandt werden können. Dadurch kann Ronal die hohe
Qualität seiner Produkte garantieren

Wir als Klasse FSM23A der Berufsbildenden Schulen Burgdorf, bedanken uns sehr herzlich
bei der Firma Ronal für die spontane Betriebsbesichtigung und hoffen, dass die BBS
Burgdorf immer herzlich willkommen sein wird

Im Anschluss besichtigten wir das Schloss Fürstenstein in Walbrzych (Waldenburg). Das
Schloss Fürstenstein wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte
wurde das Schloss mehrmals umgebaut und erweitert. Mit mehr als 400 Zimmern und einer
Grundfläche von 60.000 Quadratmetern steht das Schloss auf einem Grundstück von 18 Hektar.
Die Architektur spiegelt verschiedene Stile wider, darunter Gotik, Renaissance und Barock.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von den Nazis als administratives Hauptquartier
genutzt, was zu zahlreichen Spekulationen über versteckte Schätze und unterirdische
Geheimtunnel führte, insbesondere im Zusammenhang mit dem vermeintlich versteckten
„Gold-Zug“, welcher sich möglicherweise in einem zugeschütteten Tunnel befinden könnte.
Diese Vermutungen haben jedoch nie zu konkreten Ergebnissen geführt und der Mythos
um den verschollenen Zug bleibt bis heute ungeklärt. Von 1941 bis 1944 war dort der Sitz
des Generalgouverneurs für das besetzte Polen. In dieser Zeit wurden Teile des Schlosses
für administrative Zwecke genutzt und es fanden wichtige Treffen und Veranstaltungen
statt. Heute wird dieses Schloss zu touristischen Zwecken sowie für Ausstellungen und
Konzertveranstaltungen genutzt. Wir als Klasse sind mit einem elektronischen Guide durch
das Schloss gelaufen und haben es von innen besichtigt. Wir ließen die Besichtigung mit
einem Ausflug in das Café des Schlosses bei leckerem Kuchen und Kaffee ausklingen.

Fazit zur Besichtigung:

Die Architektur des Schlosses sowie die Größe, über die es sich erstreckt, sind beeindruckend;
jeder Raum hat seinen eigenen Stil. Der Audio-Guide informiert den Besucher über die
Räumlichkeiten und wie die Menschen dort lebten, sodass man sich ein Bild davon machen kann.
Am Mittwoch stand eine Rundreise durch Niederschlesien an. Wir begannen in Groß-Rosen,
dem ehemaligen Konzentrationslager „Klein Auschwitz“

Das Konzentrationslager Groß-Rosen war eines der größten Konzentrationslager auf dem Gebiet
des heutigen Polens während des Zweiten Weltkriegs. Hier sind einige interessante Fakten:

  1. Größe und Ausmaß: Groß-Rosen war ein riesiges Lager, das über 100 Nebenlager und
    Arbeitskommandos umfasste. Es wurde im Mai 1941 errichtet und im Februar 1945 befreit.

  2. Arbeitsbedingungen: Die Häftlinge wurden zu schwerer Zwangsarbeit gezwungen,
    insbesondere in Steinbrüchen, beim Tunnelbau und in Rüstungsproduktion.

  3. Opferzahlen: Über 125.000 Menschen wurden nach Groß-Rosen deportiert, und
    schätzungsweise 40.000 bis 50.000 starben an den unmenschlichen Bedingungen, Krankheiten,
    Folter und Hinrichtungen.

  4. Rassenpolitik: Groß-Rosen war ein Ort, an dem die Nazis ihre rassistische Ideologie
    umsetzten, indem sie Menschen verschiedener Nationalitäten und ethnischer Gruppen
    einsperrten, darunter Polen, Franzosen, Niederländer, Belgier, sowjetische Kriegsgefangene,
    Juden, Sinti und Roma und politische Gefangene.

  5. Befreiung: Das Lager wurde am 14. und 15. Februar 1945 von sowjetischen Truppen befreit.
    Bei der Befreiung fanden sie weniger als 4.000 Überlebende vor, die meisten von ihnen waren
    extrem geschwächt und krank.

  6. Gedenkstätte: Heute existiert an der Stelle des ehemaligen Lagers eine Gedenkstätte
    und ein Museum, um an die Opfer zu erinnern und die Grausamkeiten des Holocausts zu
    dokumentieren. Auf dem Gelände befindet sich außerdem ein großer Granitsteinbruch, indem
    die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten und die meisten starben.
    Wir wurden von der pädagogischen Leiterin der Gedenkstätte, Renata Paluch, über das Gelände
    geführt. Danke für diese lebendige und Bestürzen erregende Führung.

Im Anschluss an diese zum Nachdenken anregende Besichtigung stand ein Teilprojekt des
sogenannten Projektes Riese in Walim auf dem Plan

Dort besichtigten wir die unterirdische Stadt. Das Projekt Riese umfasst mehrere Stollensysteme
aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Es liegt im schlesischen Eulengebirge. Schon zu Beginn
des Zweiten Weltkrieges wurde das unterirdische Stollensystems geplant, weil es dort noch
keine Schutzvorrichtungen für die militärische Führung und Regierung gab. Zu der Realisierung
dieses Bauvorhabens wurden Arbeitslager des nahe gelegenen Konzentrationslagers GroßRosen gegründet und bis zu 20.000 Häftlinge eingesetzt. Es wird davon ausgegangen, dass die
Anlage im Eulengebirge als Führerhauptquartier und als Ersatz zur bekannten Wolfsschanze
dienen sollte. Geplant war ebenfalls eine unterirdische Industrieanlage. Bis August 1945 sollte
auf diese Weise eine gigantische, bombensichere und unterirdische Großanlage entstehen. Für
die Kosten für den Bau des Projekts Riese waren 130 Millionen Reichsmark angesetzt. Auch die
unterirdischen Gänge in Schloss Fürstenstein sind Teil des Projekts Riese. Um die gewaltigen
Mengen an benötigtem Beton zur Verfügung zu haben, wurden in Deutschland Reparaturarbeiten
während des Krieges beschränkt. An zerstörten Gebäuden durfte laut einer Zeitzeugin aus
Hannover nur eine Hauswand repariert werden. Das war auch in Niedersachsen spürbar

Arbeit und Sterben wurden während der Besichtigung veranschaulicht. Interessant war die
Information, dass die Vernichtungsmaschinerie 1944 hinter dem Bedürfnis, diese Baumaßnahmen
voranzubringen, zurückgestellt wurden, sodass die Überlebenschancen der Häflinge vergrößert
waren.


Im Anschluss an diese Horrorszenarien brauchten wir dringend ein bisschen Spaß und fuhren
nach Schweidnitz, wo wir alle Gokart fuhren. Am Ende haben wir die Bestzeiten ausgewertet
und den Sieger gekrönt.

Am Abend hatten wir dann die Gelegenheit, mit der Zeitzeugin Melitta Sallai zu sprechen. Sie
berichtete aus ihrer Kindheit und Jugend in Niederschlesien. Vor allem interessant ist das, was
geschichtlich Fürstenstein und Murau verbindet. Melitta erzählte, dass sie als Kind plötzlich
nachts von ihrer Mutter geweckt wurde, weil da eine Kiste stand, die sie unbedingt sehen sollte.
Über Nacht war sie im Januar 1945 in Murau im Schloss von Melittas Eltern (Nur die Mutter
war dort, der Vater war als Genaral im Krieg) untergestellt worden. Melittas Mutter hatte
dann heimlich nachts in die Kiste geschaut und wertvolle Bilder entdeckt und auch angesehen.
Es handelte sich um einen gestohlenen Schatz von Bildern, die der Generalgouverneur für das
besetzte Polen, Hans Frank, aus Krakau in den Westen schaffen wollte, weil das Kriegsende
und die Niederlage abzusehen waren. Melitta erinnert sich noch an Da Vincis Gemälde „Die
Dame mit dem Hermelin“ (ihre Mutter sprach von „Frettchen“). Am nächsten Tag wurde der
Kunstschatz in einer Nacht und Nebelaktion abgeholt und nach Bayern geschafft. Dort wurden
die Bilder und Kunstgegenstände von den Amerikanern gefunden. Diesen Teil der Geschichte
können wir im Film „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“ sehen.

 
Melitta erzählte von ihren Erfahrungen aus der Reichskristallnacht, die sie als Schülerin auf
dem Schulweg erleben musste. Weiter erzählte sie von der Flucht ihrer Familie, dem Leben
in der Fremde am Ende des Krieges und in der Nachkriegszeit. Auch von ihrem bewegenden
Leben in Frankreich, Protugal und Angola erzählte sie. Sie war trotz ihres hohen Alters mit
96 Jahren auch interessiert an dem Leben der Reiseteilnehmenden und so konnten wir einen
langen, sehr ausgelassenen Abend gemeinsam genießen.


Am Donnerstag, den 14. März 2024, an unserem 4. Reisertag in Polen waren wir in Wroclaw
(Breslau). Wir begannen an der Mall und liefen zu der Markthalle, zum Dom, zur Universität
und schließlich zum Ring um das Rathaus.

Wir besuchten die Markthalle mit ihrer historischen Fassade und den parabelförmigen
Stahlbetonbögen im Inneren. Sie wurde zwischen 1906 und 1908 erbaut. Sie ist das erste
herausragende Werk der modernistischen Architektur in Breslau unter Verwendung des
Stahlbetons.


Eröffnet wurde die Markthalle am 05. Oktober 1908. Nach der Eröffnung entwickelte sich
die Markthalle zu einer der beliebtesten Einkaufsmöglichkeiten der Stadt.

 
Wir hatten in der Markthalle Zeit zum Stöbern. Das Angebot dort ist groß. Von Blumen über Obst und Gemüse bis zu Süßigkeiten und Souvenirs gibt es dort Vieles.


Nach einem ausführlichen Rundgang durch die Markthalle hat sich ein Teil der Klasse wieder
vor der Markthalle getroffen und überlegt, ein zweites Frühstuck an der Oder einzunehmen.
Schnell hatten wir einen schönen Platz auf der anderen Straßenseite gefunden, mit Sicht auf
die Sandbrücke und den Breslauer Dom. Nach dem zweiten Frühstück ging unsere Reise weiter
zum Dom.


Auf der „Dominsel“ sahen wir uns den Bischofssitz und den Dom zu Breslau von außen an.
Das Bistum ist ein Verwaltungsbezirk der katholischen Kirche, der viele Pfarrgemeinden
gemeinsam verwaltet. Den Leiter eines Bistums nennt man Bischof. Allein in Deutschland gibt
es zurzeit 27 Bistümer, beispielsweise das Bistum Hildesheim.
Der Dom in Breslau ist ca. 44,5 m breit und ca. 98 m lang, etwa genauso hoch sind die beiden
Westtürme. Außer dem Haupteingang über das Portalhaus im Westen verfügt der Dom über
einen Nord- und einen Südeingang.

Der Breslauer Dom, auch bekannt als Kathedrale St. Johannes des Täufers, ist eine der
bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Wroclaw. Er wurde in den Jahren von 1244 bis 1341
im gotischen Stil erbaut und ist ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Architektur.
Anbauten im Barockstil ergänzen die Kathedrale. Vom Turm aus hatten wir einen wunderbaren
Rundumblick auf die gesamte Stadt.

Weiter ging es zur noch schöneren Universität von Breslau. Wir sind auf der gegenüberliegenden
Uferseite der Universität nähergekommen, welches ihr Auftauchen noch imposanter
erscheinen ließ.
Die Universität Breslau wurde 1702 als Jesuitenkolleg gegründet. 1811 wurde das Kolleg mit
der Brandenburgischen Universität Frankfurt vereinigt und neu als Königliche Universität
zu Breslau gegründet. Die deutsche Universität wurde 1945 aufgelöst und schließlich in den
kriegsbedingt stark zerstörten Gebäuden eine polnische Universität gegründet.

Die Aula Leopoldina ist die barocke Aula der Universität Wroclaw. Dort wird auch heute noch die Doktorwürde verliehen. Sie wurde 1728 bis 1732 zu Ehren des Gründers der Universität, des Römisch-deutschen Kaisers Leopold I. erbaut. Die Aula ist prunkvoll mit Gold verzierten Stuckdekorationen, faszinierender Deckenmalerei, Holzskulpturen sowie vielen Wandmalereien geschmückt. Die Aula wurde Ende der 1990er Jahre umfangreich saniert.

Ein großer Teil des Geldes hierfür kam aus Deutschland. Die Aula ist heute sowohl ein Teil des Universitätsmuseums als auch ein Ort für offizielle, jährlich stattfindende Zeremonien, z. B. für die Begrüßung der neuen Studentinnen und Studenten. Wegen ihrer hervorragenden Akustik wird die
Aula Leopoldina häufig für Konzerte genutzt.

Der Rynek ist ein 800 Jahre alter und dabei einer der schönsten und größten Marktplätze
Europas. Dort haben wir uns das Rathaus und die seit 1300 bestehenden Gassen angesehen.
Nach unserer Sightseeingtour hatten wir Zeit für uns, um den Rynek auf uns wirken zu lassen,
alles zu erkunden und einen Kaffee zu trinken. Hier konnten wir den mittelalterlichen Stil
bewundern. Am Abend sind wir dann noch Essen gegangen und haben uns von der polnischen
Küche begeistern lassen. So konnten wir einen schönen letzten Abend ausklingen lassen, bevor
es dann am folgenden Morgen auf den Heimweg ging.

Wir freuen uns nun auf das nächste Technikertreffen am 26.10.2024. Die Anmeldung läuft wie
immer über unsere Lehrerin Frau Achmus.