Von Laura Beigel - übernommen aus HAZ - Burgdorfer Anzeiger vom 01.04.2019

BURGDORF. Wie geht es nach einem möglichen Brexit weiter? Welche Auswirkungen hat der von der EU-Kommission genehmigte Artikel 17 des Urheberschutzgesetzes? Spielen junge Menschen für das EU-Parlament eine Rolle? Solche und weitere Fragen haben Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS) am Freitag im Haus der Jugend diskutiert. Antworten geben sollten die EU-Kandidaten Tilman Kuban (CDU), Larissa Freudenberger (SPD), Niklas Drexler (FDP), Katrin Langensiepen (Grüne) sowie Johannes Drücker, Kreisvorsitzender der Linken, der bei der Europawahl selbst nicht antritt.

„Uns war es wichtig, dass die Kandidaten in etwa genauso jung sind wie unsere Schüler“, sagte Carl-Christian Sievers. Der BBS-Fachgruppenleiter für Politik moderierte die Diskussion. „Natürlich wollen wir die Schüler damit für die Europawahl am 26. Mai mobilisieren“, meinte er. Und die zeigten reges Interesse. Vor allem die Klimapolitik und die „Fridays for Future“-Demonstrationen sorgten für Diskussionsstoff. Schüler und Kandidaten waren sich darüber einig, dass junge Menschen sich politisch engagieren sollten – ob während oder nach der Schulzeit war allerdings umstritten. Statt auf der Straße für den Klimaschutz zu demons-trieren, sollten die Schüler lieber im Wald Müll aufsammeln, forderte ein Berufsschüler. Kuban pflichtete ihm bei: „Proteste sind genauso wirksam, wenn sie nach der Schule stattfinden.“ Langensiepen hielt dagegen und begrüßte ausdrücklich, „dass viele junge Menschen für Klimaschutz demonstrieren“.

Podiumsdiskussion EU Wahlen 2019 04 01 550
FOTO: LAURA BEIGEL
Kandidaten aus Niedersachsen für das Europaparlament: Larissa Freudenberger (SPD, von links), Katrin Langensiepen (Grüne), Johannes Drücker (Linke), Niklas Drexler (FDP) und Tilman Kuban (CDU) stellen sich den Fragen der Berufsschüler.

Weitere Themenschwerpunkte der Diskussion waren die Weiterentwicklung der EU nach dem Brexit sowie Auswirkungen europä-ischer Rechtsvorschriften auf das alltägliche Leben. Auch das Thema Europa und die Jugend beschäftigte die BBS-Schüler. „Werden junge Menschen überhaupt von den EU-Politikern wahrgenommen?“, wollte eine Schülerin wissen. Damit das geschieht, will Freudenberger nach eigenen Worten vor allem eine jüngere Europäische Union schaffen. „Wir brauchen mehr junge Menschen im EU-Parlament“, sagte sie. Ein Wahlrecht ab 16 Jahren sei daher überfällig.

Ob die Berufsschüler überhaupt zur Europawahl gingen, wollte Fachgruppenleiter Sievers wissen. Fast alle hoben ihre Hände. Auch einige der eingeladenen Politiker konnten offenbar überzeugen: Auf Sievers Frage, ob die Schüler sich vorstellen könnten, einen der Politiker auf dem Podium zu wählen, gab es ebenfalls Zustimmung per Handzeichen.

Die Kandidaten und ihre Standpunkte

Tilman Kuban (CDU): Der neue Bundesvorsitzende der Jungen Union möchte mehr junge Menschen in der EU zusammenbringen, etwa mit einem Interrail-Ticket für alle 18-Jährigen. Wichtig sind ihm auch Schaffung und Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, damit Deutschland „Innovationsweltmeister“ bleibe.

Larissa Freudenberger (SPD): Die 23-Jährige studiert globale Politik und setzt sich vor allem für eine Sozialunion ein. Als Ziele nennt sie einen europä-ischen Mindestlohn, eine Ausbildungsgarantie für alle unter 25-Jährigen sowie eine soziale und solidarische Flüchtlingspolitik.

Niklas Drexler (FDP): Der 30-jährige Jurist findet, dass die EU ein „Garant für Freiheit geworden ist“, der reformiert werden müsse. Seine Schwerpunkte sind ein Initiativrecht für das EU-Parlament, stärkere Investitionen in Europa und der Ausbau der Bildungsfreizügigkeit. Jedem Schüler solle das Recht zustehen, über längere Zeit ein Auslandssemester zu machen.

Katrin Langensiepen (Grüne): Sie strebt eine soziale Union an, in der unter anderem ein europäischer Mindestlohn eingeführt und dem Klimawandel entgegengewirkt werden sollen. Langensiepen ist 39 Jahre alt und lebt in Burgdorf. Sie bezeichnet sich selbst als „erste Frau mit sichtbarer Behinderung im Europäischen Parlament“.

Johannes Drücker (Die Linke): Auch wenn der Kreisvorsitzende aus Hannover sich nicht für ein Mandat im Europaparlament bewirbt, gibt er Auskunft zum Wahlprogramm seiner Partei. Die Linke sei für einen europäischen Mindestlohn von 12,50 Euro in Deutschland. Auch für eine liberalere Drogengesetzgebung setzte sich seine Partei unter anderem ein.

lb